Einführung eines Innovationsmanagementsystems – Handlungsfeld 1

Ein einheitliches Innovationsverständnis schaffen

Ein innovatives Unternehmen zeichnet sich durch verschiedene Kriterien aus, vor allem entwickelt es laufend neue Ideen und setzt diese erfolgreich am Markt um. Um dies zu bewerkstelligen, kann ein umfassendes Innovationsmanagementsystem (IMS) dabei helfen. Hier muss als erster Schritt ein einheitliches Innovationsverständnis geschaffen werden.

Was ist Innovation?

Unter dem Begriff „Innovation“ sammeln sich viele verschiedene Definitionen. Meist ist damit unbestimmt „etwas Neuartiges“ gemeint. Selbst innerhalb eines Unternehmens meinen selten zwei Personen dasselbe, wenn sie von Innovation sprechen. Durch ein unterschiedliches Verständnis von Innovation wird es schwierig, die Innovationskraft eines Unternehmens zu steigern. Deshalb möchten wir Ihnen durch diesen Blogartikel klar vermitteln, was eine Innovation ist und welche Innovationsarten und -grade unterschieden werden. Ein klares gemeinsames Verständnis von Innovation ist die Basis für ein innovatives Unternehmen, um die Innovationsleistung kontinuierlich zu steigern.

„Innovation“ leitet sich aus dem lateinischen Verb „innovare“ (erneuern) ab. Im wirtschaftlichen Umfeld erfolgte eine Spezifizierung des Begriffs durch den österreichischen Nationalökonom Joseph A. Schumpeter.
Innovation ist mehr als die Erfindung einer technischen oder organisatorischen Neuerung. Eine Innovation findet dann statt, wenn die Neuerung auch wirtschaftlich erfolgreich ist. Damit unterscheidet sich der Innovationsbegriff von der Idee oder der Invention, denn er umfasst auch die wirtschaftlich erfolgreiche Umsetzung dieser.

Die Basis für die Schaffung eines einheitlichen Verständnisses für Innovation ist es, die unterschiedlichen Innovationsarten und Innovationsgrade zu kennen, für das eigene Unternehmen zu definieren und mit Beispielen zu hinterlegen.

Innovationsarten

  • Produktinnovation: Entwicklung und Vermarktung eines neuen oder Verbesserung eines bestehenden Produktes.
  • Dienstleistungsinnovation: ergänzende Leistungen zu bestehenden Produkten oder auf Angebote von Dienstleistungsunternehmen bezogen.
    Innovationen in technischen Prozessen (oder technologischen Prozessen und Verfahren) sowie Geschäftsprozessen: Innovationen, die am Markt nicht unbedingt sichtbar sind, aber es ermöglichen besser, schneller oder kostengünstiger zu agieren.
  • Innovation der Organisation eines Unternehmens: Steigerung der Qualität, der Effektivität und der Effizienz der Aufbauorganisation.
  • Geschäftsmodellinnovation: Es wird die Art und Weise innoviert, wie ein Unternehmen seine Leistung erstellt, auf den Markt bringt und damit Gewinne erwirtschaftet.Innovationsgrade

Innovationen können in unterschiedlicher Ausprägung stattfinden. Der Innovationsgrad von Produkt- und Dienstleistungsinnovationen kann beispielsweise entlang der Dimensionen Unternehmen und Markt klassifiziert werden. (siehe Abbildung 1)

 

Die Innovationsgrad-Matrix verdeutlicht, wieso es so schwierig ist, eine einheitliche Definition für Innovation selbst innerhalb des eigenen Unternehmens zu finden. Dasselbe Vorhaben kann aus Sicht des Unternehmens eine Innovation darstellen, aus Marktsicht jedoch nicht – und umgekehrt. Aus Unternehmenssicht kann der Innovationsgrad zudem entlang der Dimensionen Markt und Technologie klassifiziert werden:
(siehe unten Abbildung 2)

 

 

  • inkrementell: Innovation betrifft aus Unternehmenssicht bereits bedienten Markt, basiert aber auf bekannter Technologie.
  • technische Innovation: Entwicklung einer neuen Technologie, Zielmarkt bleibt aus Unternehmenssicht derselbe.
  • Marktinnovation: neuer Zielmarkt oder neues Kundensegment wird bearbeitet, mit bereits vorhandener Technologie.
  • radikal: Neuerungen, die sowohl einen neuen Markt bedienen, als auch auf einer neuen Technologie basieren.

Wird diese Kategorisierung erweitert und mit den unternehmensinternen Parametern „Anpassungsgrad der Organisation“, „verbundenes Risiko“ und „Ressourceneinsatz“ verbunden, so ergeben sich die folgenden Innovationsgrade:
(siehe unten Abbildung 3)

 

  • Kundenbearbeitung – Tagesgeschäft: In den Bereich Kundenbearbeitung fallen die Aktivitäten der Anfrage- bzw. Auftragsbearbeitung. Das Vorgehen ist klar definiert und standardisiert. Anpassungen bestehender Prozesse und Organisationsstrukturen sind kaum erforderlich. Das Risiko und der Ressourceneinsatz sind bekannt oder kalkulierbar. Der Innovationsgrad ist folglich null oder sehr gering.
  • Verbesserungen: Verbesserungen in Produkten, Dienstleistungen, technischen Prozessen, Geschäftsprozessen oder in der Organisation kennzeichnen sich durch ein geringes Risiko der Umsetzung und einen geringen Einsatz von nicht-standardisierten Ressourcen. Verbesserungen haben einen geringen Innovationsgrad und werden in der Regel im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) oder des betrieblichen Vorschlagswesens (BVW) abgewickelt.
  • Weiterentwicklungen basieren auf Technologien, die das Unternehmen bereits einsetzt und richten sich an einen bereits bedienten Markt. Sie erfordern Anpassungen bestehender Prozesse und Organisationsstrukturen. Das mit dem Vorhaben verbundene Risiko und der Einsatz von nicht-standardisierten Ressourcen sind mittelgradig.
  • Neuentwicklungen sind Vorhaben, die hinsichtlich der eingesetzten Technologie, des bedienten Marktes oder beider Dimensionen eine echte Neuerung darstellen. Bestehende Prozesse und Organisationsstrukturen müssen in der Regel wesentlich angepasst werden. Neuentwicklungen kennzeichnen sich durch ein hohes Risiko und einen hohen Ressourceneinsatz.

Um ein unternehmensweit einheitliches Verständnis für Innovation zu schaffen, müssen zunächst die Innovationsarten und Innovationsgrade festgelegt und nach Kriterien des Unternehmens (zB Zuständigkeiten) erweitert werden. Laufende und geplante Projekte werden anschließend den einzelnen Innovationsarten und – graden zugeordnet. Eine Darstellung der Projekte mit Bildsymbolen erleichtert das Verständnis wesentlich. Die folgende Abbildung zeigt eine beispielhafte Zuordnung von Projekten der Kirchdorfer Fertigteilholding zu ausgewählten Innovationsarten und -graden.
(siehe unten Abbildung 4)